Huy-Mundart

Krause   Eheskandal    Jawoll   Holt mal stopp!   Drees Plesank   Heinrich
Wer war Karl Mingerzahn?


Krause meld' dat Schlachten aan

Burtz Krause dachte sau bie sek:
„Jawoll, Sylvester schlachte ek",
geiht nan Büro in sien'n Wahn
un meld vorjnücht dat Schlachten aan.
 
„Ja", secht Hans Perke ganz vorküllt,
„haben Sie denn auch Ihr Soll erfüllt?" –
„Na", secht Krause, „wei willt hoffen!"
„Nein, da steht noch etwas offen",

röppt energisch, keck un frisch
lut ne Stimme öwwern Disch.
Adolf Busse — wie ne Jrille —
kuckt ganz niepe dorch de Brille.

„Sehn Sie her, hier steht es doch,
15 Kilo fehlen noch."
„Wat", secht Krause da vor Wut,
„Sei meint woll dat Kartuffelkrut?     *)

De Sache is denn doch tau doll!"
„Ja", secht Busse, „Soll ist Soll."
Un ok Hans Perke mit Jewicht
secht: „Krause, schlachten könn'n sie nicht.

Zunächst muß jeder Posten voll.
Achtung, Achtung, Soll ist Soll!
Es ist bekannt in Land und Stadt,
wer einen Hektar Acker hat,

muß laut Register mit berappen,
gleiche Brüder, gleiche Kappen.
Und wenn sie quaken wie die Frösche,
das ist so klar wie Personwäsche.

Ob arm, ob reich, ob faul, ob tüchtig,
er ist und bleibt abgabepflichtig.
Die Vorschrift soll man stets beachten,
hast du erfüllt, dann kannst du schlachten."
 
Burts Krause feuert nan Acker rut,
socht öwwerall Kartuffelkrut.
„An einer Sache, dat is klar,
fehlt et", denkt hei, „doch jedes Jahr.
 
Sind Räube, Koorn und Mahn jedeckt,
ist't klar, dat denn de Melk nich reckt,
un reckt de Melk, secht Kunze, Meier,
fehl'n ganz jewiß de Haunereier.
 
Sät sülwest, Lü, et is doch so:
mal fehlt et Koorn, mal fehlt et Stroh,
denn Towak, Heu un Schwienehut,
tau guerletzt Kartuffelkrut. —
 
Ek kann jiech sejjen — mek war schlecht —
 wenn da mal de Natur vorsecht
kein Hauhn en richtich Ei mehr lecht
de ganze Eern in Flur un Feld —

op dütsch jesecht — int Water fällt,
wat denn de beiden Waltkanaken
mit all de ormen Buern maken?
Nä, denkt Krause, „saun Mißjeschick,
hier fehlt de Hauptmann von Köpenick!"

*) Einige Jahre mußten die Bauern sogar das trockene
   Kartoffelkraut sammeln und für das Plattenwerk in Gröningen abgeben.
Autor:
Karl Mingerzahn