Huy-Mundart

Krause   Eheskandal   Jawoll    Holt mal stopp!   Drees Plesank   Heinrich Wer war Karl Mingerzahn?


Eheskandal

Da, wo vorn Gambrinus de Pappel steiht,
de Strate direkt na Halberstadt geiht,
saat jedes Jahr twischen dichten Jeäste
ne Elster op öhren Elsterneste.

De Ohlsche war öbber de Maßen klauk
un führe ganz heimlich en Dagebauk,
„fünf Eier", sä se, „mehr will ek nich hemm'n
un harre sek dat undern Schwanz 'eschremm'.

In der Bruttiet awer, wat Kackeratz wußte,
dat hei Glanzfedder mal awlösen moßte,
da flooch sei vorgnücht mal krüz un quer
frei dorch de fründliche Feldmark umher.

Kam sei denn sattgefrät'n na Hus,
denn nicke se blot mit still'n Gruß,
teilt de Eier un schüttelet Jefieder
un brütete meistens ganz fründlich wieder.

Doch eines Dages, da gaaft Trara,
da war de Eheskandal nu da:
Sei kam retour mit en Stücke Brot,
„da schlach doch Gott den Dübel dot.

Schackerack schack, ek kann et nich fat'n,
de hat ja de Eier kolt wer'n laten.
Da is jewiß Lieschen vorbiekom'
un hat ne mit int Holt 'enom!

Doch wat is denn dat hier, dat allerbeste,
da liet ja sechs Eier in mien'n Neste.
Wie is dat möchlich, mek zettern de Beine,
sülwest lejjen kann hei doch keine!"

En unehelich Ei, de Jammer war grot.
Kumm man na Hus, ek hacke dek dot!"
Doch Kackeratz hat sek gut rutelohn,
hei sä: „Da kam en Habich 'eflohn,

de solle doch nu dat Nest nich seihn.
Ek flattere hoch, als könnek nich fleihn,
hei make in Sturzfluch hinder mek dorch,
bet open ropp na de Huyseborch."

Dat klank nu alles sau trü un echt.
„Doch sech mal, wer hat denn düt Ei rinnelecht?"
„En Ei", sä Kackeratz, „dumme Triene,
wo denn? Dat sind doch alles blot diene!"

„Schackereck schack, dat is Schwinerie,
jetzt hett wei en unehelich Ei dabie."
Da packe denn Kackeratz aber de Wut:
„Da süht doch ein wie et ander ut!"

Wat solle Glanzfedder da woll daun,
se sette sek henn un fung an de jnau'n:
„Ek will jetzt blot den Spektakel vermei'n,
bin ek fertich mit Brüten, lat ek mek scheiden.

Ek will mek mit dek Dussel nich schill'n
un bliewe blot um de Kinder will'n.
Aber wie, de Sache s tau vorschwomm'n,
is blot düt Ei int Elsternest kommen?

Na einyen Wochen: Sechs hungrije Gäste
schackerten op de Pappel in'n Elsterneste.
Da moßt'n nu fleißich von Abend bett Morjen
Glanzfedder und Kackeratz Futter besorjen.

Fru Glanzfedder dachte it heimlicher Wut:
„Düt eine süht doch ganz anders ut!"
Un richtich, in siener grauen Weste
gröhle en Kuckuck in'n Elsterneste.

„Du Prahlhans, holt bloot din grotet Mul,
taum Brüten is diene Mutter de ful,
dien Vader aber is Fretejern
un wei sollt nu öhr Kind mit ernähr'n!!!"
Autor:
Karl Mingerzahn